Kirchenruine und Kapelle
Eng verbunden mit der
Geschichte des Klosters Speinshart ist der nahegelegene Barbaraberg.
Zwischen 1992 und 1995 fanden dort Grabungen statt, die einen neuen
Einblick in die Geschichte dieses sagenumwobenen Berges brachten.
Mehrere Tradierungen berichten von der versunkenen Stadt Mirga.
Möglicherweise sind diese Erzählungen aufgrund von Skelettfunden am
Barbaraberg entstanden, die die heimischen Bauern an Riesen erinnerten.
Bereits seit 1910 titulierte man den Barbaraberg zu einer alten
slawischen Kultstätte. Bestätigt haben diese Annahme letztlich die Funde
im genannten Grabungszeitraum, als man insgesamt 161 slawische
Grabstätten archäologisch untersuchen und dokumentieren konnte.
Bei diesen Grabungen fand man auch die Fundamente einer ersten
steinernen Kirche auf dem Barbaraberg. Um das Jahr 1000 ist dort ein
Saalbau entstanden. Das Barbarapatrozinium, das hier bald zu einem
wahren Barbarakult florierte, wurde der Kirche aber vermutlich erst im
13. oder 14. Jahrhundert zugewiesen, vorher war sie als Heilige im
deutschsprachigen Raum eigentlich nicht bekannt.
Als "capella sancte Barbarae in monte" wird die Kirche in einem
Visitationsprotokoll erstmals 1508 schriftlich erwähnt. Zu dieser Zeit
bestand wohl auch schon das Wallfahrtswesen des Barbarabergs, für dessen
Existenz es schon im 14. Jahrhundert Hinweise gibt.
Mit der ersten Säkularisierung des Klosters 1557 hörte auch die
Wallfahrt zum Barbaraberg auf. Erst 1661, nach der Rückkehr der
Prämonstratenser-Chorherren aus Steingaden, hat sich der Stadtpfarrer
von Kemnath um den Wiederaufbau der Kapelle mit dem spätgotischen
Gnadenbild bemüht. Es erfolgten umfangreiche Instandsetzungsarbeiten.
Das ruinöse Langhaus wurde mit einem neuen Dach versehen und im
Innenraum neue Holzbänke für rund 120 Pilger errichtet. Ein Messnerhaus
komplettierte die wiederbelebte Wallfahrtsstätte, die nun zu einer der
Haupteinnahmequellen des Klosters Speinshart wurde.
Das in der Barockzeit aufblühende Wallfahrtswesen regte Abt Dominkus I.
von Lieblein dazu an, einen Neubau zu errichten. Die Idee für diese
Maßnahme hatte schon sein Vorgänger Abt Otto Peißner. Pater Hugo Strauß
übernahm die Planung und die Bauleitung des 1741 begonnenen
Bauvorhabens. Der in Kreuzform errichtete Bau, wurde im Rokokostil
gestaltet. Die Innendekoration übernahmen Ulrich Lambeck als Stuckateur
und Michael Wild als Maler. Jakob Steinl, der Klosterschreiner, schuf
zusammen mit dem Amberger Bildhauer Franz Xaver Schlott die Altäre.
Fertig gestellt war die neue Wallfahrtskirche erst 1759. Ein Brand im
Klosterhof machte eine Pausierung aus finanziellen Gründen notwendig.
Von diesem Kirchenbau ist heute nur noch die Fassade erhalten. Flankiert
wird sie rechts und links von je einem zweigeschossigen Wohnhaus. Diese
Häuser dienten als Gastschänke für die Wallfahrer und als Sommersitz der
Patres von Speinshart.
Mit der Säkularisierung begann der Verfall des Rokokojuwels auf dem
Barbaraberg. Die Innenausstattung wurde versteigert und der Kirchenraum
selbst - nach dem Verkauf an den Freiherrn von Malsen - zu einer Scheune
umfunktioniert.
Schäden im Dachwerk der Kirche hatten 1888 den Abbruch des gesamten
Mittelbereichs, einschließlich der Vierungskuppel der Kirche, zur Folge.
Die verbliebenen Gebäudeteile wurden landwirtschaftliche Nebengebäude.
Zu allem Unglück schlug 1914 auch noch der Blitz ein und fügte der Ruine
weitere große Schäden zu.
Der Münchner Domkapitular Prälat Dr. Michael Hartig erwarb im Jahre 1919
die Überreste der Kirche und ließ darauf die heutige Kapelle erbauen.
Sein Ziel war es, hier ein Erholungsheim für die Diözesanpriester von
München zu errichten. Der bereits gegründete Verein löste sich 1929 auf,
um das Areal der Abtei Speinshart zu überlassen.
Heute ist die spätgotische Figur der heiligen Barbara wieder das Ziel
vieler privater Wallfahrtsgruppen. Schließlich bietet der Platz vor der
Kirchenruine auch einen wunderbaren Ausblick ins Land.
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